Zu früh gewecktes Kinderlicht, fiebriges Wasser, die Blicke ausgegossen mit Glas. Die Tänzerin spricht in ihren Mantel aus lauter Wintern, ins Innenfutter der letzten Häutungen. Salzränder säumen die Minuten, Küsse knistern beim Auspacken wie Bonbons aus Schnee. Kalbende Horizonte, und das Gewicht der Sonne bricht ein ins Eis.
Über der schnellen Nahe neblichtes Wasser geschritten war ich, betrachtend die neuen Mauern um Bingen, das alte, wo einst Gallien vergleichbar ward dem latinischen Cannae, und wo die Scharen liegen unbeweint auf den Feldern. Dort fing die Reise an, allein durch wegloses Waldland, und ohne Spuren irgend zu sehen von menschlicher Wirtschaft, kam ich vorbei an Dummissum, dem trocknen, rings schmachten die Felder, und, bewässert von ganzjährig fließendem Quell, an Tabernae, dann, erst neulich den Siedlern geschenkt, am Sarmatischen Felde, bis ich nun endlich erblickte, am Randgebiete der Belger, Neumagen, ruhmreiche Feste des gottgleichen Constantinus. Reiner ist hier auf den Feldern die Luft, und Phoebus mit klarem Lichte heiter macht auf den Olymp in purpurnem Schimmer: Nicht mehr durch ineinander verschränkte Gitter der Zweige sucht man den jenseits des grünen Wirbels verborgenen Himmel, sondern die freien Lüfte des klaren Tages das helle Licht nicht neiden dem Blick, noch den rötlich schimmernden Äther. Hin zum Schmuck Burdigalas, zur Schau meiner glänzenden Heimat, lockte und trieb mich voran nun alles mit schmeichelnder Aussicht. Ragend an hängenden Ufern die hohen Giebel der Häuser, Und, von Weinlaub begrünt, die Hügel droben, und unten, strömend mit leisem Gemurmel die freundlichen Fluten der Mosel.
Transieram celerem nebuloso flumine Nauam Addita miratus ueteri noua moenia Vinco, Aequauit Latias ubi quondam Gallia Cannas Infletaeque iacent inopes super arua cateruae. Vnde iter ingrediens nemorosa per auia solum Et nulla humani spectans uestigia cultus Praetereo arentem sitientibus undique terris Dumnissum riguasque perenni fonte Tabernas Aruaque Sauromatum nuper metata colonis: Et tandem primis Belgarum conspicor oris Noiomagum, diui castra inclita Constantini. Purior hic campis aer Phoebusque sereno Lumine purpureum reserat iam sudus Olympum; Nec iam consertis per mutua uincula ramis Quaeritur exclusum uiridi caligine caelum; Sed liquidum iubar et rutilam uisentibus aethram Libera perspicui non inuidet aura diei. In speciem tum me patriae cultumque nitentis Burdigalae blando pepulerunt omnia uisu: Culmina uillarum pendentibus edita ripis Et uirides Baccho colles et amoena fluenta Subter labentis tacito rumore Mosellae.
(Ausonius, Mosella, 1-22)
Bei Andernach
Die Flüsse der griechischen und römischen Unterwelt sind Styx und Acheron, die Seelen müssen sie mit dem Fährmann Charon überqueren; der flammende Phlegethon; Kokytos, dessen Wasser, wenn die Seelen davon trinken, ihnen klar macht, daß sie nicht mehr leben; und Lethe, deren Wasser alles, was war, vergessen läßt.
(Die Vorstellung von Unterweltsflüssen ist uns heutigen Mitteleuropäern fast so fremd wie die, aus Flüssen zu trinken.)
November 2024 | ||||||
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